Annín (Annathal)

Höhe: 525 m

Das Dorf entstand um eine Glashütte. Bürgermeister Augustin Müller von Kašperské Hory/Bergreichenstein hatte die Hütte Ende des 18. Jhs. erneuert und nach seiner Frau Anna benannt (Annathal – Annín). Die ursprüngliche Hütte war 1755 gelöscht worden. Nach der Wiedereröffnung produzierte man Kristallglas und Patterl (Rosenkranzperlen). Im Jahr 1808 erwarb Paul Meyr die Hütte. Kaiser Franz II. verlieh ihm für die Wiederentdeckung der Herstellung von Rubinglas eine Medaille. Unter Meyers Leitung gedieh die Glashütte bis 1817. Dann geriet sie in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde geschlossen. Zwanzig Jahre später nahm Johann Lötz den Betrieb wieder auf. Er ließ eine neue Schleiferei erbauen und führte die Erzeugung von Hohlglas ein.

Ab 1863 produzierte der Betrieb unter der Leitung von J. E. Schmid als erster in Österreich-Ungarn rosarotes Glas. Schmid errichtete eine der modernsten und größten Glasfabriken in Böhmen. Zu ihr gehörte auch eine Schleiferei mit kombiniertem Dampf- und Wasserantrieb. Schmid erzeugte einfache, durch venezianische Hüttentechniken verzierte Glasformen, die überwiegend nach England ausgeführt wurden. Er ließ für seine Angestellten in Annín einige Häuser bauen, verband Annín durch eine Brücke mit der Straße nach Kašperské Hory, errichtete ein Hotel, ein Telefonnetz und ein Wasserkraftwerk, eines der ersten in Böhmen.

Nach Schmids Tod im Jahr 1910 führte sein Schwiegersohn František Novotný als erster in Österreich-Ungarn die Technologie des chemischen Polierens von Kristallglas ein. Es wurden geschliffenes und poliertes Bleikristallglas hergestellt. Bekannt wurden vor allem die traditionellen Annín-Becher und -Pokale. 1934 wurde hier zum ersten Mal in der Tschechoslowakei das Glas elektrisch geschmolzen. Zu dieser Zeit modernisierte der neue Inhaber – Unternehmer Ing. Karl Schell aus Dlouhá Ves (Langendorf) – die Hütte grundlegend. Damals produzierte die Glasfabrik auch funktionsfähige Glasgeigen.

Nach 1945 war in Annín lediglich die Bleiglas-Schleiferei in Betrieb. Heute ist die Glasfabrik ein geschütztes Baudenkmal. 1993 übernahm sie die Firma Antonín Rückl und Söhne. 2003 endete die eigene Produktion, die hiesigen Glasmacher sind jedoch bemüht den Betrieb zu retten.

Annín Annín Annín